Längst nicht nur Amazon will in den neuen Industriepark
Gipa A7 Der Onlinehändler will als Mieter ein Verteilzentrum betreiben. Ihren Betrieb aufnehmen werden unter anderem auch die Firmen Würth und Wölpert. Von Marc Hosinner
In Giengen geht was: Diesen Spruch, so Oberbürgermeister Dieter Henle, habe er in Bezug auf den neuen Giengener Industriepark (Gipa A7) zuletzt von mehreren Gesprächspartnern gehört.
In der Tat: Was das Stadtoberhaupt zusammen mit den Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats zum Wochenausklang präsentierte, sucht in der Region derzeit wohl seinesgleichen: 40 Hektar werden im Gebiet angeboten. Während derzeit die verkehrlichen Voraussetzungen geschaffen werden und die Erschließung kurz bevorsteht, ist der überwiegende Teil der Fläche schon an Investoren verkauft. „Bei 5,6 Hektar Teilflächen gibt es noch einen Spielraum. Aber auch hier laufen die Verhandlungen“, so der Rathaus-Chef.
Allein für die Ansiedlung würden die Unternehmen bis zu 300 Millionen Euro in die Hand nehmen. „Bei solchen Summen kann es einem schon ein wenig schwindlig werden“, sagt Henle, der sich durch die Investitionen einen „erheblichen Mehrwert für Giengen und die Region“ verspricht. Nicht nur in Bezug auf neue Arbeitsplätze, die gerade jene Menschen in Lohn und Brot bringen könnten, die bislang Probleme hätten, weil sie geringer qualifiziert sind oder eben nur in Teilzeit einem Erwerb nachgehen könnten.
Darüber hinaus würde das Interesse an Giengen als Lebensmittelpunkt gefördert, was zusätzliche Kaufkraft, positive Steuereffekte sowie Aufträge für örtliche Unternehmen und Handwerker mit sich bringe.
Der Industriepark soll bis Ende 2022 einen Überschuss von 4,6 Millionen Euro erwirtschaften, der dann dem städtischen Haushalt zugeführt wird. „Darüber hinaus stehen weitere Gewerbegrundstücke im Wert von rund 6 Millionen Euro zur Verfügung, die zum Teil notariell schon optioniert sind beziehungsweise je nach Bedarf sukzessive vermarktet werden sollen“, so der OB zur finanziellen Seite des Großvorhabens.
All dies möglich machen sollen mehrere Investoren und deren Mieter, von denen nun die ersten der HZ gegenüber genannt wurden.
500 Fahrer und Disponenten
Ein Investor besteht aus einem Duo: dem Hamburger Projektentwickler Garbe Industrial Real Estate und der Firma Honold. Die Partner wollen 58 Millionen Euro in den Standort Giengen investieren. In einem ersten Bauabschnitt soll ein 5400 Quadratmeter großes Verteilzentrum für den Mieter Amazon im Bereich „letzte Meile“ entstehen: Dort werden Online-Bestellungen für Kunden aus der Region sortiert und zugestellt.
Zudem entsteht ein Parkhaus mit vier Ebenen für die Autos der Mitarbeiter wie für die benötigten Auslieferfahrzeuge, um die Fläche möglichst effizient zu nutzen.
Amazon plant im Sechs-Tage-Dreischicht-Betrieb die Beschäftigung von dauerhaft 100 Beschäftigten (in Spitzenzeiten saisonal bis zu 180 Beschäftigten). Hinzu kommen bis über 500 Beschäftigte bei den Lieferpartnern, also Fahrer sowie Disponenten. „Die Bezahlung liegt über Mindestlohn“, so der Oberbürgermeister.
Amazon: Eröffnung 2022
Amazon rechnet mit einer Eröffnung des Standorts in Giengen im Jahr 2022.
In einem zweiten Bauabschnitt soll eine 22 000 Quadratmeter große Halle mit Flächen für Büros und Sozialräume entstehen. Die Flächen sollen Unternehmen zur Miete angeboten werden, Gespräche zur Vermietung würden laufen. Der Vermieter gehe von etwa 100 Arbeitsplätzen aus, die geschaffen werden. Die bauliche Fertigstellung ist für Juli 2022 geplant.
Würth, Jet und Bäckerei
Der Projektentwickler Ullmann Group aus Ehingen/Donau wiederum will 5,5 Millionen Euro investieren. Die Gesamtfläche soll sich in unterschiedliche Objekte aufteilen. Die Mieter: die Firma Würth, eine Jet-Tankstelle, eine Bäckerei und ein Schnellrestaurant. Es sollen aktuell 40 bis 50 Arbeitsplätze entstehen, davon viele Teilzeit-Arbeitsplätze.
Weitere 150 Arbeitsplätze
Panattoni ist ein Hamburger Entwickler für Logistik- und Industrieimmobilien. Die Firma entwickelt Logistikzentren mit flexibel kombinierbaren Lager- und Büroflächen in Modulbauweise. In Giengen will Panattoni zwischen 40 und 45 Millionen Euro investieren und rechnet mit 120 bis 150 Vollzeitarbeitsplätzen. Gespräche mit einem Nutzer aus der Region seien weit fortgeschritten. Panattoni möchte Ende des Jahres mit dem Bau beginnen.
Seinen Standort von Bolheim in den Industriepark verlagern wird das Baustoffunternehmen Wölpert. Von dort will es auf zunächst 25 000 Quadratmetern regionale Handwerksbetriebe und den Garten- und Landschaftsbau bedienen.